Stuttgart, 04. April 2025. Die Bürgschaftsbank und MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg standen auch im vergangenen Jahr fest an der Seite des Mittelstands. 2024 war ein Jahr voller Herausforderungen. Der Mittelstand stand – und steht – vor großen Prüfungen: steigende Kosten, überbordende Bürokratie, Fachkräftemangel und ein wirtschaftliches Umfeld, das nicht mehr nur von Stagnation, sondern von der Angst vor einer Rezession geprägt ist. So ist die Wirkung unserer Förderung wichtiger denn je: 2024 haben wir wichtige Transformationsprozesse der Unternehmen angestoßen und dazu beigetragen, im Land über 2.900 neue Arbeitsplätze zu schaffen und circa 16.950 zu sichern.
Das neu genehmigte Bürgschafts- und Garantievolumen belief sich auf 356,0 Mio. EUR (Vj. 363,3 Mio. EUR). In der Einzelbetrachtung war das Garantiegeschäft stärker von dem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld betroffen als das Bürgschaftsgeschäft. Das für die Unternehmen genehmigte Kredit- und Beteiligungsvolumen bliebe nahezu auf Vorjahresniveau mit einem minimalen Rückgang von 588,3 Mio. EUR auf 577,8 Mio. EUR (-1,8 Prozent). Die Anzahl lag mit 1.783 um 4,8 Prozent unter dem Vorjahreswert (Vj. 1.872). Dieses Förderergebnis ist vor dem Hintergrund der stark rückläufigen Investitionstätigkeit und infolgedessen sehr niedrigen Kreditnachfrage erstaunlich, zeigt aber, dass unsere Einschaltquote durch die Kreditwirtschaft in schwierigem Umfeld zugenommen hat.
Schwerpunkt Nachfolge
Ein deutlicher Schwerpunkt der Bürgschaftsbanken bleibt die Unterstützung von Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen. Einen gewichtigen Anteil am Gesamtgeschäft hatten Bürgschaften und Garantien für Neugründungen und Nachfolgen. 2024 wurden 631 Neugründungen mit einem Bürgschafts- und Garantievolumen von 68,1 Mio. EUR genehmigt (Vj. 663, 68,6 Mio. EUR). Bei den Nachfolgen waren es 665 Genehmigungen mit einem Bürgschafts- und Garantievolumen von 161,5 Mio. EUR (Vj. 667, 163,0 Mio. EUR). Bezogen auf das genehmigte Bürgschafts- und Garantievolumen machten Gründungen und Nachfolgen im Berichtsjahr einen Anteil von 64,6 Prozent aus (Vj. 63,7 Prozent).
Das wichtigste Programm für die Zielgruppe der Gründerinnen und Gründer ist die Startfinanzierung80, die die Bürgschaftsbank gemeinsam mit der L-Bank anbietet. Damit hat das Förderinstitut im Jahr 2024 über 900 Mutige, die sich trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen den Traum von der Selbstständigkeit erfüllt haben, mit einem Kreditvolumen von rund 86 Mio. EUR unterstützt.
Neue Finanzierungsmodelle
Die Nachfrage nach Krediten bleibt unterdurchschnittlich, und kleine Unternehmen berichten häufiger von Schwierigkeiten beim Zugang zu Krediten. Der überwiegende Teil der kleinen und mittleren Unternehmen erwartet weitere Kostensteigerungen, insbesondere bei Energie, Rohstoffen und Personal. Angesichts der konjunkturellen Aussichten erschweren restriktiver werdende Kreditbedingungen zudem die Finanzierung von Investitionen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Viele kleine Unternehmen sehen zwar die Notwendigkeit, in digitale Technologien und nachhaltige Geschäftsmodelle zu investieren, haben jedoch zunehmend Schwierigkeiten, die dafür notwendigen finanziellen Mittel zu beschaffen.
„Wir brauchen hierfür neue Finanzierungsmodelle, wie beispielsweise den gerade gestarteten ERP-Förderkredit Gründung und Nachfolge, um den Bedürfnissen des Mittelstands gerecht zu werden“, erklärt Guy Selbherr, Vorstand der Bürgschaftsbank und Geschäftsführer der MBG. „In einer neuartigen Kooperation haben die KfW, die Deutschen Bürgschaftsbanken, das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das Bundesministerium der Finanzen diesen Förderkredit eingeführt.“ Seit November 2024 steht Gründerinnen und Gründern sowie Unternehmensnachfolgerinnen und -nachfolgern dieses neue attraktive Förderangebot mit 100-prozentiger Bürgschaft zur Verfügung.
Seit dem Jahr 2024 werden zudem Genehmigungen im Rahmen von Förderprogrammen innerhalb des EIF InvestEU-Förderrahmens erteilt. Hier konnten mit 14 Zusagen erste Abschlüsse verzeichnet werden mit einem Bürgschaftsvolumen von 9,5 Mio. EUR und einem Kreditvolumen von 16,9 Mio. EUR.
Dr. Patrick Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, betont: „Die Bürgschaftsbank hat mit einem robusten Ergebnis im Jahr 2024 unterstrichen, dass sie gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten ein wichtiger und verlässlicher Partner für den baden-württembergischen Mittelstand ist. Mit ihren Bürgschaften und Garantien konnten im zurückliegenden Jahr einmal mehr wichtige Finanzierungen und Investitionen in die Zukunft ermöglicht werden, was sich insbesondere im Bereich der unterstützten Neugründungen und Betriebsübernahmen zeigt.“
Solides Ergebnis bei der MBG
Die Beteiligungsgesellschaft hat im Geschäftsjahr 2024 inklusive des Programms Mikromezzanin 106 Vorhaben über ein Beteiligungsvolumen in Höhe von 21.026 TEUR genehmigt (Vj. 97, 24.447 TEUR). Damit ist die Zahl der insgesamt begleiteten Vorhaben leicht gestiegen, während das Beteiligungsvolumen leicht gesunken ist.
Die Zahl der genehmigten Beteiligungen ohne Mikromezzanin hat sich von 49 im Vorjahr auf 55 Stück im Berichtsjahr erhöht und stabilisierte sich entsprechend der Planung. Das Volumen der Beteiligungen ohne Mikromezzanin ging von 21.717 TEUR im Vorjahr auf 18.172 TEUR zurück. Hintergrund der schwächeren Entwicklung war das herausfordernde Zinsumfeld, das Mezzanin-Finanzierungen überdurchschnittlich betraf (EU-Referenzzinssatz) und gepaart war mit einer schwachen Investitionsneigung der Betriebe. Für die großen transformatorischen Aufgaben und Finanzierungserfordernisse bedarf es allerdings erheblicher Mittel, so dass eigenkapitalähnliche Bausteine nach unserer Einschätzung wieder stärker gefragt werden dürften.
Auch bei der MBG zeigte sich, wie wichtig das Thema Unternehmensnachfolge ist: So verzeichnete das Programm für Unternehmensnachfolgen einen deutlichen Anstieg. Das neu genehmigte Beteiligungsvolumen stieg von 1.035 TEUR auf 4.380 TEUR. Auch die Stückzahl der genehmigten Unternehmensnachfolgen stieg von vier im Vorjahr auf elf im Geschäftsjahr 2024.
Der Bereich der Existenzgründungen dagegen entwickelte sich rückläufig. Das genehmigte Beteiligungsvolumen für Existenzgründungen und -festigungen lag mit 1.760 TEUR deutlich unter dem Vorjahreswert von 3.665 TEUR. Die Anzahl der Genehmigungen konnte sich mit zehn (Vj. 11) nahezu stabil halten.
Der deutliche Anstieg im Programm für Unternehmensnachfolgen hatte eine Steigerung des Anteils von Existenzgründungen und Unternehmensnachfolgen am gesamten neu genehmigten stillen Beteiligungsvolumen von 21,6 Prozent im Vorjahr auf 33,8 Prozent im Geschäftsjahr 2024 zur Folge.
Neu am Start: Mikromezzaninfonds III
Als Erfolgsprogramm kann Mikromezzanin bezeichnet werden, das bei der MBG BW mit aktuell 161 Vorhaben im Bestand zu Buche schlug. Nach einem Förderstopp Ende 2024 startet das bundesweit über die MBGen verfügbare Angebot jetzt in die neue Förderperiode.
Die Unternehmen können über den Mikromezzaninfonds III eine Mezzaninfinanzierung in Form einer typisch stillen Beteiligung von bis zu 100 TEUR erhalten. Besondere Zielgruppen wie beispielsweise gemeinwohlorientierte Unternehmen oder ökologisch nachhaltige Unternehmen können eine Finanzierung von bis zu 150 TEUR erhalten. Durch die Mezzaninfinanzierungen wird die wirtschaftliche Eigenkapitalbasis der Unternehmen gestärkt und der Zugang zu Fremdkapital erleichtert.
Der Mikromezzaninfonds wird durch den Europäischen Sozialfonds Plus der EU und das ERP-Sondervermögen finanziert.
Risikokapital auf dem Vormarsch
Positiv entwickelte sich der Venture Capital Bereich. Im Berichtsjahr gelang es ihm, die Anzahl der Beteiligungen zu steigern, während das Beteiligungsniveau gesunken ist. Insgesamt wurden 21 Genehmigungen mit einem Volumen von 3.532 TEUR erteilt, verglichen mit 15 Genehmigungen mit einem Volumen von 5.037 TEUR im Vorjahr.
Der Start-up BW Innovation Fonds richtet sich vor allem an baden-württembergische Start-ups aus den Branchen Informations- und Kommunikationstechnologie, digitale Transformation, industrielle Innovation sowie Gesundheitswesen/Medizintechnik. Eine Finanzierung durch den Fonds enthält keine Förderkomponente, sondern orientiert sich an den Marktchancen der Unternehmen und ist rein renditeorientiert. Die MBG Baden-Württemberg hat den Start-up BW Innovation Fonds gemeinsam mit weiteren institutionellen Investoren – insbesondere Banken, Versicherungen und Stiftungen – aufgelegt. Der Fonds verfügt über Mittel von rund 40 Mio. Euro. Als Fondsmanager entscheidet sie über die Auswahl der Investments in technologie-orientierte Start-ups. Bis Ende 2024 wurden neun Beteiligungen erworben. Die Investitionstätigkeit wird auch in 2025 fortgesetzt.
Parallel dazu betreut die MBG auch den Start-up BW Seed-Fonds. Mit diesem Fonds soll ergänzend zu den bestehenden Venture Capital-Angeboten im Land die Finanzierung von frühphasigen Start-ups ermöglicht werden. Das Fondsvolumen liegt bei 12,5 Mio. Euro. Zielgruppe des Fonds, dessen Investor das Land Baden-Württemberg ist, sind Technologie-Start-ups aller Cluster-Branchen aus Baden-Württemberg in frühen Unternehmensphasen, die bislang nur einen eingeschränkten Zugang zu Venture Capital haben. Ein erster Prototyp oder die frühe Phase eines Proof of Concept sind Voraussetzung für dieses Programm. Hier wurden bis Ende 2024 sechs Beteiligungen eingegangen. Die Investitionstätigkeit wird 2025 fortgesetzt.
„Angesichts der wirtschaftlich angespannten und unsicheren Lage und einem allgemeinen Investitionsrückgang am Markt zeigt sich unsere Beteiligungsfinanzierung dennoch robust. So konnten wir auch im vergangenen Jahr viele Unternehmen bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen unterstützen“, sagt Bürgschaftsbank-Vorstand und MBG-Geschäftsführer Dirk Buddensiek.
Ausblick
Wertvolle Impulse werden sowohl bei der Bürgschaftsbank als auch bei der MBG durch die Finanzierung von Nachfolgen erwartet. Denn da aufgrund des demografischen Wandels das Alter in den Chefetagen steigt, stehen zahlreiche Mittelständler vor dem Verkauf. Das Institut für Mittelstandsforschung erwartet 27.300 Übergaben von übernahmefähigen Unternehmen in den Jahren 2022 bis 2026 in Baden-Württemberg. Um das Nachfolgegeschehen besser bewerten zu können und sich in dem Themenfeld stärker zu positionieren, analysieren die Bürgschaftsbanken seit einigen Jahren ihre Nachfolgefinanzierungen im Rahmen des Nachfolgemonitors. Ziel ist es, Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung von Finanzierungs- und Beratungsangeboten zu gewinnen.
Unterstützend wirkt dabei der Start des ERP-Förderkredit Gründung und Nachfolge. Das Programm bietet durch die 100-prozentige Garantie der Bürgschaftsbanken für die Hausbanken attraktive Konditionen, die gerade im Nachfolge-Bereich vielfältige Möglichkeiten bieten.
Auch die EIF-InvestEU-Programme geben positive Impulse für neue Geschäfte in den Bereichen Innovation und Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie für den Kultur- und Kreativsektor. Für diese Bereiche können Bürgschaften bis zu einer Höhe von 2 Mio. EUR ausgereicht werden. Die Beihilfefreiheit eröffnet der Bürgschaftsbank größere Handlungsspielräume.
Ausgebaut wurden zudem die digitale Sichtbar- und Erreichbarkeit im Netz. Potenzielle Kundinnen und Kunden werden bei Suchanfragen im Internet über zielgruppenspezifische Landingpages erreicht und auf das Finanzierungsportal geleitet. Diese Landingpages sind u. a. für die Felder Nachfolge, den ERP-Förderkredit Gründung und Nachfolge sowie Mikromezzanin, Franchise und Leasing vorhanden und werden sukzessive ausgebaut.
Der weitere Ausbau der systemseitigen Schnittstellen des Finanzierungsportals der Bürgschaftsbank in die Kreditoberflächen ihrer beiden Hauptpartner-Institutsgruppen, der Geno-Banken und der Sparkassen, wird für weitere positive Impulse sorgen.
Marktseitig wird zur Finanzierung der Transformationsprozesse in den kommenden Jahren ein steigender Finanzierungsbedarf erwartet, der auch Impulse für stille Beteiligungen liefern kann. Deshalb setzt die MBG über einen Nachhaltigkeitsbonus Anreize für eine nachhaltige Transformation der Wirtschaft. Der Nachhaltigkeitsbonus der MBG verringert das Beteiligungsentgelt bei Engagements, bei denen ein L-Bank Nachhaltigkeitsbonus vorliegt bzw. die Voraussetzungen dafür von einem externen Beratungspartner bestätigt werden.
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Quelle: BB & MBG / KD Busch
(v.l. Guy Selbherr - Vorstand der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg GmbH; Dr. Patrick Rapp - Staatssekretär für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg; Dirk Buddensiek - Vorstand der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg GmbH)